MACHEN JOUR-FIXE TERMINE IN EINEM AGILEN UMFELD NOCH SINN?
Machen Jour-Fixe Termine zwischen Mitarbeiter und Führungskraft in einem agilen Umfeld noch Sinn? Schließlich soll das Team selbstverantwortlich als eine Einheit handeln. Da sind individuelle Vereinbarungen zwischen Mitarbeiter und Führungskraft doch nur hinderlich, oder? Diesen Aspekt sehe ich tatsächlich als problematisch an. Dies kann aber elegant umgangen werden, indem nur Teamarbeit-fördernde Ziele vereinbart werden, die der Scrum Master auch kennt.
Bei dem ausgeprägten Teamgedanken darf der einzelne Mitarbeiter allerdings nicht zu kurz kommen. Daher habe ich die regelmäßigen Jour-Fixe Termine während meiner gesamten Führungskräfte-Karriere beibehalten. Das Ziel war dabei die Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Inhalt der Jour-Fixe Termine wurde hauptsächlich wie folgt genutzt:
Klärung des Stresslevels und Frage nach dem Wohlbefinden
Die Fürsorgepflicht macht in meinen Augen einen wichtiger Teil der disziplinarischen Führungsverantwortung aus. Um dieser gerecht zu werden, ist es erforderlich sich selbst regelmäßig ein Bild vom Stresslevels jedes Mitarbeiters zu verschaffen. Schließlich wird nicht immer die gesamte Verantwortung im Sprint transparent gemacht und auch bleiben manche privaten Probleme vertraulich, so dass das Team die Situation schwerlich überblicken kann. Die Führungskraft hingegen ist auf diese Dinge geschult und für erste kritische Anzeichen sensibilisiert. Daher habe ich es mir zur Routine gemacht jedes Gespräch mit einer wertschätzenden Frage nach dem persönlichen Wohlbefinden zu beginnen.
Identifikation von Schulungsbedarf und von Weiterbildungsmaßnahmen
Ich habe mit meinen Scrum Mastern die klare Vereinbarung getroffen, dass die Führungskraft die Verantwortung zur individuellen Weiterbildung trägt. Natürlich können Wünsche auch vom Team geäußert werden und durch Mentoring im Team wird vieles erst ermöglicht. Mir geht es hierbei eher darum, dass die Führungskraft den Schulungsbedarf im Jour-Fixe mit dem Mitarbeiter klärt, um durch individuelle Weiterbildungsmaßnahmen die bestmögliche Ausgangssituation zu schaffen.
Besprechung von administrativen und personellen Themen
Durch einen regelmäßigen Rhythmus ist es relativ einfach nicht allzu dringende administrative und personelle Themen zu sammeln und beim Regeltermin unter vier Augen zu besprechen. So hat sowohl der Mitarbeiter, als auch die Führungskraft die Gewissheit, dass diese Dinge in einem angenehmen Rahmen in aller Ruhe besprochen werden können und nicht unter den Tisch fallen.
Zielvereinbarung und Querschnittsthemen
Regelmäßiges Feedback zur Zielvereinbarung, auch aus dem Projektumfeld, ist wertvoll und fördert die persönliche Weiterentwicklung. Querschnittsthemen hingegen sollten nach Möglichkeit über einen definierten Kanal an das gesamte Team gerichtet werden. Der Jour-Fixe dient diesbezüglich nur zum kurzen Informationsabgleich.
Unterstützung und Coaching als Hilfestellung
Um als Führungskraft die agile Entwicklung zu unterstützen, ist es essenziell die Teamdynamik nicht zu stören. In den Retros werden viele Verbesserungsvorschläge schon im Team besprochen. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeiter durch individuelles Coaching stark profitieren, sofern es darauf abzielt das selbständige Denken und Handeln zu fördern. Ich habe dazu eine Coaching Methode entwickelt, die unter Zeitdruck genau die Hilfestellung gibt, die der Mitarbeiter zusätzlich noch benötigt.
Aus den genannten Gründen macht der Jour-Fixe Termin zwischen Mitarbeiter und Führungskraft meiner Erfahrung nach auch in einem agilen Umfeld noch Sinn. Das selbstverantwortliche Team kümmert sich mit dem Scrum Master um Teambelange und die Führungskraft ist weiterhin für die Weiterentwicklung und langfristige Karriere-Perspektive des einzelnen Mitarbeiters verantwortlich. Beides wird für den gemeinsamen Erfolg benötigt.